Natürlich Kunststoff.

Die Faszination der künstlichen Stoffe.

Carolina Bergedieck

Integriertes Design BA

bei Prof. Oliver Niewiadomski Prof. Alexander Sahoo

© Carolina Bergedieck

Die Geschichte, die Bedeutung und der Ruf von Kunststoffen sind Teile meiner Arbeit. Neben der Theorie habe ich mit natürlichen
Kunststoffen experimentiert und ein eigenes Material erstellt: FSHW. FSHW besteht aus Abfallprodukten von Gemüse und Obst,
das saisonal und regional angebaut wird. Das können Schalen von Möhren, Rüben oder Äpfeln sein, oder das Grün von Kohlrabi
und Möhren. Je nach Ausgangsstoff kann FSHW ledrig weich sein oder die Eigenschaften von festem Pappkarton haben.

In allen Jahreszeiten gibt es Gemüse und Obst, das regional angepflanzt und verarbeitet wird. Dabei fallen Abfallprodukte an, die entsorgt werden: Schalen, Grünzeug, Endstücke – potenzielle Grundlagen für neue Materialien. FSHW wird aus diesen Abfallprodukten hergestellt und ist somit hundertprozentig aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Material kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden. Da die Grundlage vollkommen natürlich ist, kann FSHW ganz einfach kompostiert oder recycelt werden.

Gedankenspiel: Eine Möhre macht sich schick.
Na klar, die Möhre besitzt eine Schale und verpackt sich damit schon ganz alleine. Dennoch wird die Möhre oft noch zusätzlich verpackt. Ihr wird quasi über den Pullover noch ein Mantel gezogen — Umverpackungen werden gerne für eine Portionierung oder einen sicheren Transport genutzt. Auch die Sicherung einer adäquaten Präsentation der Möhre wird so gewährleistet.
Was aber, wenn wir das Ganze wörtlich nehmen und die Möhre sich wirklich selber schick macht? Zum Beispiel aus ihrem eigenen Kleiderschrank Mäntel entwirft?
Jetzt zurück in die Realität: Wir entsorgen sehr schnell sehr viel. Zu viel oftmals. Diese Müllberge bestehen aus Verpackungen und den Abfällen unserer Lebensmittel. Diese müssen nun alle getrennt werden: Kunststoff wird sortiert und weiter verarbeitet, Papier wird recycelt. Viele verschiedene Produktionswege entstehen.
Warum nicht einen eigenen geschlossenen Kreislauf schaffen?
Für das Material FSHW werden Gemüse- und Obstabfälle zu einer homogenen Masse verarbeitet, aus der durch ein Trocknungsverfahren stabile, flächige Materialien werden. FSHW kann die neue Verpackung der Gemüse– und Obstsorten sein, kann als Transport sowie als Kompostschale verwendet werden und wird hinterher als Ganzes im Biomüll entsorgt. Und der Biomüll kann wieder recycelt und zu neuem FSHW verarbeitet werden. Oder dient als Behälter für das Vorkeimen von neuen Pflanzen und kann als Ganzes im Frühjahr im Garten eingepflanzt werden.