Über den kollektiven Umgang mit Räumen
Integriertes Design BA
bei Bettina Pelz Prof. Oliver Niewiadomski
Können temporäre Eingriffe im öffentlichen Raum zur gesellschaftlichen Teilhabe und Aneignung von Orten führen?
Durch gestalterische Interventionen untersuchen wir, wie temporäre, bauliche Strukturen von Anwohnenden genutzt werden können. Diese geben Einblicke in das Quartier und zeigen welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um das Mitgestaltungsrecht zu fördern. Ergebnis der Arbeit ist das Konzept einer begehbaren architektonischen Installation zur Integration sowie zum interkulturellen Austausch.
Damit sich das Mitgestaltungsrecht der Anwohnenden nachhaltig ausbilden kann, sind niedrigschwellige Zugänge wichtig. Das Gefühl der Mitgestaltungsmöglichkeit stellt sich über Teilhabe ein. Erst wenn sich Anwohnende mit den Projekten identifizieren und es als „ihres“ empfinden, wird ein Ort von diesen gepflegt. Weil unser Pavillon nicht partizipativ im eigentlichen Gestaltungsprozess wahr ist es wichtig, den Menschen die Perspektiven eines solchen Raums zu vermitteln. Mit verschiedenen Aktionen haben wir den Austausch mit Anwohnenden gesucht und diese nach ihren Bedürfnissen befragt und zugehört. Im Quartier Lindenhof haben wir beobachtet, das Kinder kleinere Hemmschwellen haben mit Personen aus anderen Kulturkreisen zu interagieren. Deshalb haben wir eine Installation auf dem Mirko Festival des Projektes Europa Zentral, am 17.08.2019, aufgebaut.
Dem gestalterischen Beitrag liegen zwei Themen zugrunde: Erstens den Liegnitzplatz mit neuen Erfahrungsorten anzureichern — zweitens Kommunikation und Austausch zu fördern.
Wir haben drei Räume geschaffen, die die Sichtachse zu den anderen Aufbauorten brechen. Auf einer Treppe mit hohem Geländer, einer über zwei Meter hohen Spirale und einem schräg gestellten Podest befanden sich analoge Telefone.
Diese klassische Telefonanlage verbindet die drei Stationen mit Kabeln und stellt bildlich den metaphorischen Draht her, um miteinander zu sprechen. Über eine Konferenzschaltung sind die drei angeschlossenen Telefone an den jeweiligen Stationen permanent miteinander verbunden. Nimmt man einen Apparat ans Ohr, hört man automatisch die Umgebungsgeräusche an den anderen Stationen und die Personen, die dort zeitgleich dasselbe tun. Es entsteht ein Gespräch mit einem unbekannten Gegenüber, von welchem den Besuchenden immer nur die Stimme bekannt ist. Es wird eine Verbindung geschaffen, die optische Vorurteile durch räumliche Trennung außen vor lässt aber dennoch zur Kommunikation anregt.
Die Anordnung zweier übereinander-liegender elliptischer Plattformen schafft in ihrer Architektur drei Räume mit sich unterscheidenden Qualitäten. In der Außenansicht wirkt die Konstruktion transparent, der Blick kann fast ungestört durch die untere Ebene der Architektur fallen. So engt die Konstruktion den Platz nicht ein, sondern erweitert ihn um eine Ebene. Die sich nach oben öffnenden Stützen sorgen für Bewegung in der Vertikalen, das Fassadenband in seiner Schräglage tut es ihnen in der Waagerechten gleich. Bewegt man sich um die Konstruktion herum beeinflussen die elliptische Grundform und die unter-schiedlichen Höhen des Fassadenbands die Außenwahrnehmung: von breit zu schmal, von schmalen Stützen zu geschlossenen Wänden, von hohen Decken zu niedrigem Eintritt. Die Konstruktion ist aus ca. 8m³ Massiv- und Konstruktionsvollholz gebaut. Der Pavillon nimmt eine Grundfläche vom 57,3m² ein und wird mit finanzieller Hilfe von nachfolgend genannten Unterstützenden gebaut.
Wir danken:
Petra und Dieter Frese Stiftung
Ortsamt West
Karin Hollweg
AStA der Hochschule für Künste Bremen
Hochschule für Künste Bremen
KNAPP GmbH Deutschland
Behrens Holz und Bauelemente
Kultur-vor-Ort e.V.
Lorraine Liedert